Sam Cess, ein Fall im Job eines Controllers – oder Detektivs?

Andreas Kroß • 26. September 2020

Zebra mit zu vielen Streifen

Es roch etwas streng, als Sam Cess von den Docks langsam wieder Richtung der hellen Wohnstraßen aufbrach. Die Docks waren geprägt von Lagerhäusern und Betriebsamkeit. Die Tageszeit war dabei fast egal. Am Tag wie in der Nacht lief hier alles wie an einer Schnur gezogen. Waren wurden gebracht, gelagert und wieder versendet. Das Schauspiel wirkte wirr und es schien einem geheimen Plan zu folgen, den aber keiner zu durchschauen schien.


Nur in der Zeit um Mitternacht herum, war es hier etwas ruhiger und die gewaltigen Lagerhäuser schienen ruhig zu schlummern. Das war für Sam die schönste Zeit. Er liebte es dann durch die großen Hallen zu gehen. Es war sonst keiner da, dennoch konnte er den Lärm und Anstrengung der Arbeiter, welche vor kurzem hier noch wirkten, direkt spüren. Auch wenn Sam die stille Kulisse genoss, er war nicht ohne Grund gekommen. Er war einem Gefühl gefolgt und wollte einmal nach dem Rechten sehen.


In den letzten Tagen war es immer wieder vorgekommen, dass es kleine Unstimmigkeiten in den Zahlen gab, die Sam in Berichten zusammenfasste. Es war nichts Besonderes und wahrscheinlich auch kein Grund zur Sorge. Jedoch, wenn er auf die Zahlen schaute, kam es ihm vor, als ob er sich ein Bild von einem Zebra mit zu vielen Streifen ansah. Nicht wirklich schlecht, aber merkwürdig. Irgendwo war etwas im Gange. Sam wusste nur noch nicht wo und was. An den Docks war allerdings vorerst nichts zu entdecken.

Was macht James Operational-Blind

Während Sam sich auf den Heimweg machte, vorbei an den hell erleuchteten Gebäuden in der Marketingstreet, versuchte er seine Gefühle und Gedanken zu sortieren. Wahrscheinlich hatte er sich nur getäuscht und es war doch alles in Ordnung. An der Ecke Sales Avenue / Strategie Lane war er sich dann schon nicht mehr so sicher. Vom Fluss zog ein wenig Nebel auf und quoll durch die Straßen. Irgendwie kam Sam ein flüchtiger Gedanke. Diese ganze Lage erinnert deutlich an James Operational-Blind. Ein alter Bekannter, der sich einen Spaß daraus machte, andere zu blenden und zu täuschen. James gab seinen Opfern das Gefühl, dass alle Abläufe störungsfrei liefen. Die Realität sah anders aus. Es war ein schleichender Prozess, bei dem am Ende nur die Unternehmungen von James übrigblieben. Komischerweise litten diese nie unter dem Stillstand. Sam nahm sich vor am Tag einmal mit Lizzy zu sprechen. Lizzy House war die Chefin des Lagers an den Docks der Company. Vielleicht hatte sie etwas bemerkt.


Nach einer kurzen aber überraschend ruhigen Nacht, kam Sam zurück an die Docks. Jetzt bei Sonnenschein wuselten die Menschen, Waren, Lastwagen und Fließbänder wieder wild durcheinander. Das Büro von Lizzy lag im 2. Stock eines der Lagergebäude mit Ausblick auf den Hof und aus dem Fenster konnte man sogar noch den Fluss erkennen.

Kaffee mit Ausblick

Lizzys Schreibtisch war zum Fenster ausgerichtet, damit Sie das Tageslicht mitbekam und die Aussicht genießen konnte. Sie arbeitete viel, so dass das einfallende Licht häufig die einzigen Sonnenstrahlen das Tages waren, welche sie ergattern konnte. Vielleicht war das ein Grund, warum es bei Lizzy immer einen hervorragenden Kaffee gab.


Als Sam eintrat saß Lizzy hinter dem Rechner. Neben ihr erhob sich ein Berg von Berichten und sonstigen Dokumenten. Lizzy war tiefversunken in ihre Zahlen. „Hi Lizzy, hast Du in letzter Zeit irgendetwas Merkwürdiges in deinen Zahlen bemerkt?“ begrüßte Sam sie direkt mit dem Problem. „Hä, Sam du hier? Guten Morgen! Du siehst müde aus“, begrüßte Lizzy ihn freundlich aber verwirrt, ‚alles gut bei dir? Was sollte denn mit meinen Zahlen sein?“ „Ich bin mir da nicht sicher. Ich habe leichte Auffälligkeiten in deinen Zahlen gesehen Lizzy. Nichts Großes; nur ein kleiner Anstieg in den Verpackungskosten und der Lieferdauer. Kannst du damit etwas anfangen?“ Lizzy dachte kurz nach, stand auf und holte einen neuen, zweiten Becher dampfenden und duftenden Kaffee. Es wirkte so, als ob sie ihre Gedanken erstmal in die Pause schicken musste, damit sie sich auf Sams Aussage einlassen konnte. Sie schob ihm den Kaffee rüber und sortierte sich neu. Sam nahm einen ersten Schluck des köstlichen warmen Getränks.



„Hm Ja, Sam“, setzte Lizzy nach einer Weile an, „ich weiß nicht, ob da etwas mit den Zahlen nicht stimmt. Ich glaube etwas gesehen zu haben. Irgendwie steigt die Fehlerquote bei der Sendungsverfolgung. Mein Gefühl sagt mir, dass die Rückmeldung zu spinnen scheint. Im System scheint aber alles in Ordnung.“ „Hört sich für mich überaus merkwürdig und dubios an. Hier ist doch etwas im Gange“, entgegnete Sam nachdenklich. „Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache. Für so einen Fall kommen Andy Bug oder James Operational-Blind als Täter in Frage. Ich hoffe, die beiden haben nicht gemeinsam ihre Finger im Spiel. Wir müssen aufpassen.“ Bei diesen Satz war Sam schon wieder halb im Gehen. Er nahm noch einen großen Schluck Kaffee und ließ den Becher mit dem Rest Kaffee dann auf dem Sideboard neben der Tür stehen. „Tschau Lizzy, ich melde mich“, sagte Sam und war schon wieder draußen.

Ein Paket

Auf dem Weg zurück in sein Büro kam Sam an einem Wagen eines Paketdienstes vorbei. Die Heckklappe stand offen, so dass Sam hineinsehen konnte. Das Paket von seiner Company erkannt er sofort. Es wirkte nur extrem groß und mächtig. Normalerweise waren die Sendungen seiner Company eher kleiner. Das müsste er dringend überprüfen.


Als Sam näherkam, fiel ihm auf, dass ein auffälliger, leuchtend roter Aufkleber auf dem Paket prangte. Sam hatte sich bereits einige Male mit den Abläufen seiner Company beschäftigt. Rote Aufkleber gehörten definitiv nicht zu dem Standardrepertoire der Firma.


Sobald er wieder an seinem Schreibtisch saß, machte er sich daran seine Vermutungen zu überprüfen. Nach einiger Zeit wurde er auch fündig. Dieses Mal hatten seine beiden „alten Bekannten“ wohl wirklich gemeinsame Sache gemacht. Diese Ganoven! James Opertional-Blind und Andy Bug.


Es gab wohl in den letzten Wochen oder Monaten in der Company eine kleine Umstellung. Dabei war es dazu gekommen, dass nun das System eine zu große Verpackungsgröße vorschlägt und die Packer dem folgten. Dies erklärte die steigenden Verpackungskosten und trug klar die Handschrift von James. Darüber hinaus hatte diese Umstellung auch zur Folge, dass die Adressen nicht ganz passten und es im Transport zu Nacharbeiten kam. Das war der Grund für die Rückmeldungsprobleme und die längere Lieferzeit, sowie den leuchtend, roten Aufkleber. Ganz eindeutig und typisch für Andy Bug.


Der Fall war gelöst, die Probleme bald behoben. Zum langen Ausruhen war allerdings nicht viel Zeit. Sam war klar, dass die nächste Attacke schon irgendwo wartete oder vorbereitet wurde. Nur wo und von wem wusste er noch nicht. Er würde weiter aufmerksam bleiben und immer wachsam sein.



Der Beruf eines Controllers hat halt doch sehr viel mit dem eines Detektivs gemeinsam.

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